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Donnerstag, 18. Januar 2018

"Hate"

Halb sechs, das laute Plätschern der Weckers riss uns aus dem Schlaf. Schnell raus, Sachen an und schon ging es los. Vor dem Gästehaus erwartete uns eine kleine,quirlige Frau Namens San. Sie war für heute unser Guide. Sie war etwa so groß wie ich und wog wohl die Hälfte von mir, aber man merkte sofort, die Frau hatte Eier. Nach ein paar Minuten kam auch schon unser Kleinbus und brachte uns direkt zum Mekong, der etwa 3km entfernt war. Dort wartete schon ein italienisches Pärchen, dass sich unserem 1. Teil der Tour anschloss. Langsam ging die Sonne über dem Mekong auf und dichte Nebelschwaden waberten über das trübe Wasser. Die Temperatur am Morgen war angenehm frisch und klar. An der Uferpromenade wurde Sport getrieben. Wir stiegen auf ein Boot und hielten Kurs auf den "Floating market" (schwimmender Markt). Er war nur klein, aber hier wurden wir nicht von Touristen umzingelt und auch nicht von Händlern, die einem irgendwelchen Krempel andrehen wollen. Wir hatten noch nicht gefrühstückt, also pfiff San zu einem Boot herüber. Nach wenigen Minuten war es bei uns und es gab erst einmal einen Kaffee und Tee. Dann pfiff sie noch einmal und das nächste Boot kam zu uns. Nun wurde uns eine Fischnudelsuppe gereicht. Wir fanden das alles ziemlich witzig und weil uns das soviel Spaß machte gab es noch einmal  Kaffee und Tee. Dann ging die Fahrt weiter. Dass Boot hielt am Ufer. Unser Ziel waren den "Cham", ein muslimisches Reisbauernvolk und Nachfahren des Champa-Reiches. Hier tranken wir Tee und San erzählte uns etwas über ihr Leben. Dann schlenderten wir noch etwas durch das Dorf und naschten an jeder Ecke etwas. Nach dem Rundgang fuhr das Boot  mit uns noch ein bisschen den Mekong aufwärts. Wir sahen links und rechts die "Wassergründstücke". Kleine Häuser, die auf Stelzen im Wasser standen. Zum Schluß besichtigten wir noch eine der vielen Fischfarmen, die sich auf dem Mekong befinden. Zurück an Land tranken wir noch einen Kaffee zusammen, dann verabschiedeten wir das Pärchen. Für uns ging es weiter. Ein anderer Minibus fuhr vor. Er brachte uns zum Tra Su Wald. Es handelt sich hierbei um einen Mangrovenwald der etwa 850ha umfasst. Mit einem Motorboot, später auch noch mit einen Ruderboot und Motorroller erkundeten wir den Wald. Es war wie in einem Märchenwald. Max und San unterhielten sich die meiste Zeit. Er war sehr interessiert an ihrem Leben und ihrer Lebenssituation. Aber eine Sache ging ihm schon seit den frühen Morgenstunden nicht mehr aus dem Kopf. San hatte auf der Rückseite ihres Halses "Hate" tätowiert. Etwas irritiert waren schon, aber Max musste es wissen. Er traute sich erst nicht, aber wir bestärkten ihn darin in angemessener Weise Fragen zu stellen. So erzählte sie davon, dass sie früh ihre Eltern verloren hatte und dann zu Pflegeeltern kam. Die behandelten sie sehr schlecht und nutzen sie als billige Arbeitskraft und wahrscheinlich sind da noch andere Dinge vorgefallen über die sie nicht reden wollte. Jedenfalls ist sie dann als Jugendliche weggelaufen und hat sich so durchgeschlagen. Später hat sie dann begonnen englich zu lernen und nach und nach ihr Geschäft als Guide aufzubauen. Sie sagt, sie hat den Hass, den sie früher verspürt hatte hinter sich gelassen, deshalb steht "Hate" auf der Rückseite ihres Körpers. Sie hat Frieden mit sich geschlossen und jetzt glücklich über das Leben was sie führt. Max war tief bewegt, aber war aber auch froh zu erfahren, dass man aus seiner Not heraus kommen kann und gutes für sich bewirken kann. Er war schwer beeindruckt von der Buddhistin, die ihm den ganzen Tag fast nicht von der Seite wich.
Völlig erschöpft kamen wir am frühen Nachmittag in unseren Gästehaus an. Es war rundherum ein toller Tag gewesen und sind sehr dankbar dafür so eine tolle Frau kennengelernt zu haben.
Ach und übrigens der Wald war wunderschön. 


























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