Bei Sonnenaufgang waren wir auf den Beinen und verließen
diesen ungastlichen Ort. Zu unserem Unglück hatten wir vergessen Wasser in
unserem Tank nachzufüllen. Das war jetzt keine Katastrophe, aber schön war es
auch nicht. Wir hatten noch etwa 20 Liter an Reserve in Kanistern, aber wenn
man einmal so weit weg von allem ist, ist das jetzt nicht das beste Gefühl.
Wenn man sich im Niemandsland von Australien befindet sind 2 Dinge essential,
Treibstoff und Wasser. Hinzukam dann auch noch, dass wir keine saubere
Unterwäsche hatten oder so gut wie keine mehr. Im Normalfall alles kein
Problem, aber auf den vor uns liegenden Weg gab es weder kostenloses Trinkwasser
zum Auffüllen noch die Möglichkeit seine Wäsche zu waschen. So entschlossen wir
uns an diesem Tag so weit wie es nur geht zu fahren, um der Zivilisation so
nahe zu kommen wie es nur geht. Frank übernahm heute das Steuer, was nicht oft
vorkommt, da ich sehr gerne Fahre und er in der letzten Zeit so sehr mit seiner
Migräne und seinen Auswirkungen zu tun hatte, dass ich das fahren übernahm. Nun
aber fühlte er sich gut und ich freute mich, meinen verspannten Muskeln eine Pause
einzuräumen. Es war kurz nach vor halb acht als wir uns auf den Highway
begaben. Die Luft war noch von der vorangegangen
Nacht feucht und ein leichter Schleier lag über dem Land. So fuhren wir dahin.
Wir befanden uns auf der längsten geraden Straße Australiens, 146,60 km lang.
Kein Hügel, keine Kurve, kein gar nichts. So fuhren wir Kilometer um Kilometer.
Max war mit seinem Tablet beschäftigt und hörte nebenbei ein Hörbuch, wie auch
Frank und ich, Mary Shelley „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“. Das
Buch fesselte uns so sehr, dass die Zeit wie im Fluge verging. Frank war immer
noch guten Mutes und so flossen die Kilometer dahin. Alle paar 100 Kilometer
kam ein Hinweisschild, dass das hier ein Notlandeplatz des „Royal Flying Doctor
Service“ war. Was gut auf der Straße an
den Zebrastreifen zu erkennen war. Irgendwann gegen Mittag mussten wir dann
tanken. Frank und ich schließen dann immer Wetten darüber ab, wie teuer das
Benzin sein wird. Nach so vielen Kilometern auf Australiens Straßen wissen wir,
dass die Abgeschiedenheit die Preise in die Höhe treiben lässt. Und so war es
dann auch hier. 1,93AU$/l, das sind 60 Cent mehr als in Perth. Das nenne ich
mal Monopolstellung. Die nächste Tankstelle war über 200 km entfernt. Könnten
wir schaffen, aber ausprobieren wollten wir es nicht. Beim Bezahlen der
Rechnung vielen uns die Uhren auf, die an der Wand hingen. An diesem Ort musste
man die Uhr 45 min vorstellen. Also wenn es in Perth 13.00 Uhr ist, dann ist es
hier 13.45 Uhr. Nicht 14.00 Uhr, nein 13.45 Uhr. Man konnte hier auch
Übernachten. Es gab Stellplätze für Camper mit Stromanschluss, aber ohne
Wasseranschluss. Als wir auf Toilette gingen, wurde auch noch eindringlich
darauf hingewiesen, dass das Wasser kein Trinkwasser sei. Große Wassertanks
hinter dem Haus verrieten, dass nicht nur Benzin auch Wasser hierher geliefert
wird. Wir machten uns weiter auf den Weg. Irgendwann auf der Strecke stellten
sich dann unsere Uhr auf dem Handy um. Sie sprang mit einmal 1,5 Stunden nach
vorn. Nun waren wir in der Zeitzone von Adelaide angekommen. Ich fragte Frank
wie lange er noch fahren könnte und wollte. Er sagte, es ginge ihm gut. So
machte ich Nägel mit Köpfen und suchte den nächst gelegenen Campingplatz mit
Dusche, Waschmaschine, Trinkwasser und WIFI aus, den es auf der Strecke gab. Es
lagen noch sehr viele Kilometer vor uns und es war abzusehen, dass wir erst
nach Sonnenuntergang dort eintreffen werden, aber nicht zu spät. 19.00 Uhr
errechneten wir. Die Sonne war schon seit einer halben Stunde untergegangen als
wir in Ceduna eintrafen. Zu unserem Unglück mussten wir an einer Seuchenschutzkontrolle
halten und uns wurden alle Früchte einschließlich der Kartoffeln und Tomaten
abgenommen, da aus Westaustralien zu viele Schädlinge, wie Fruchtfliegen eingeführt
werden. Schweren Herzens gaben wir dem überaus netten und verständnisvollen
Beamten unsere verbotenen Lebensmittel und fuhren dann zum Campingplatz, der
nur 3 Kilometer weiter lag. Kurz nach 19.00 Uhr trafen wir dort ein. Frank ist
an diesem Tag mehr als 950 km gefahren und wir haben das gesamte Buch angehört.
Morgen werden wir einen Ruhetag einlegen, den wir dringend
nötig haben.
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