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Mittwoch, 6. Juni 2018

Gestrandet in Anden



Heute Morgen genau die gleiche Zeremonie wie gestern. Nur dass ich mit Max gleich nach dem Frühstück zum Busbahnhof ging, um uns zu vergewissern, dass der Bus wirklich fährt. Und was soll ich euch sagen, die Straßenbarrikade bestand immer noch. So gab es kein Bus für uns. Ein anderes Busunternehmen bat mir eine Verbindung an, doch die Fahrt sollte sage und schreibe 7 Stunden dauern und außerdem hatte ich nicht genügend Geld bei mir. Auf dem Weg nach Draußen standen wie immer die Fahrer mit ihren Minivans und boten ihre Fahrten feil. Einer bemerkte dann, dass er nach Uyuni fahren würde. Jedenfalls verstand ich das so. So sagte ich ihm zu, in 30 min spätestens wieder hier zu sein. Also schnell zurück zum Hostel, die Sachen holen, die Frank in der Zwischenzeit zusammengepackt hatte. Ihm ging es den Morgen auch schon wieder besser und er hatte kein Fieber mehr.
Am Busbahnhof wurden wir gleich in das Auto verfrachtet und los ging die Fahrt. Die Strecke war abenteuerlich, aber der Fahrer machte seine Sache gut. Nach etwa 2 Stunden kamen wir in Atocha an. Ein kleines Dorf mitten in den Bergen, im Nirgendwo. Die Passagiere stiegen aus und der Fahrer meinte zu uns wir wären da. Wir sahen ihn verdutzt an. Wir wollten nach Uyuni und nicht hier im Nirgends stranden. Er sagte zu uns die Straße sei gesperrt. Ja, das wussten wir doch. Was nun? Er verschwand und kam nach ein paar Minuten wieder. Wir sollten doch zum Dorfplatz gehen, dort hätten wir vielleicht mehr Glück und ein Bus oder Auto würde uns weiter transportieren.  So nahmen wir unsere Sachen und schleppten sie dorthin.  Obwohl der Weg nicht weit war kamen wir außer Puste. Wir befanden uns in etwa 4000m Höhe. Nur um es den nicht so kundigen zu erklären, unsere normale Atemluft hat einen Sauerstoffgehalt von 21%. Nun hatten wir aber nur noch 13% zur Verfügung. Unser Körper versucht schon seit Tagen diesen Missstand auszugleichen in dem er uns mit EPO dopte. Die Bildung von roten Blutkörperchen wird angekurbelt. Ich hoffe mal wir werden nicht erwischt.
Auf dem Markplatz fanden wir eine Frau, die uns Bustickets für Uyuni verkaufte. In 1 ½ Stunden sollte der Bus losfahren. Ein junger Mann brachte uns zur Bushaltestelle, die etwas außerhalb des Dorfes lag. Also mal wieder prusten und schnaufen. Der Busfahrer empfing uns schon und verfrachtete unser Gepäck auf dem Bus, der eher nach Off-road aussah. Nun hatten wir noch Zeit und wanderten in der staubigen Einöde herum. Außer Sand und Steinen war hier nichts. Die Sonne brannte auf uns nieder, doch war es kalt. Es war 13 Uhr, jetzt sollte der Bus losfahren, doch der Fahrer meinte, er würde noch eine halbe Stunden warten. Die Blockade war immer noch nicht beendet und er wollte nicht den Umweg fahren. Also noch einmal eine halbe Stunde warten. Dann ging es endlich los. Ich hatte einen netten, älteren Bolivianer als Sitznachbarn. Der Bus holperte bis zur Hauptstraße, dann wurde die Fahrt entspannt. Doch nach etwa einer halben Stunde stoppte  der Bus am Straßenrand. Ein anderer Linienbus hielt auch. Dann wurde beraten. Nach einer kurzen Diskussion stieg der Fahrer ein und bog auf eine Schotterstraße ab. Mein Sitznachbar erklärte mir, die Straße sei immer noch nicht frei und wir müssten den Umweg fahren. Also würde sich unsere Reisezeit mehr als verdoppeln. Der Bus fuhr einen schmalen Schotterweg weit hoch in die Berge. Zum Glück konnte ich nicht so viel sehen, da ich im Gang saß. Frank guckte immer fleißig aus dem Fenster uns berichtet wie knapp die ganze Schose hier sei. Ich wollte das überhaupt nicht wissen und hoffte nur darauf, dass der Fahrer seine Sache gut macht. So vergingen die Minuten und halbe Stunden. Mal durchquerten wir Flussbette, mal kleine Siedlungen in über 4300m Höhe. Die Fahrt war mehr als abenteuerlich und so ganz wohl war uns nicht zu Mute. Der ganze Bus schepperte und wiegte sich von links nach rechts. Wir kamen uns vor wie auf einem Massagesessel, so vibrierte alles unter uns. Wir waren schon über 2 Stunden unterwegs und der Weg, wenn man das so nennen kann, wurde einfach nicht besser. Und wieder ein Flussbett und eine  steile Anhöhe zu nehmen. Doch plötzlich blieb er mitten auf dem Anstieg stehen. Die Busbegleiterin stieg aus, kam zurück. Es wurde wild diskutiert und dann war der Bus aus. Nun standen wir in abenteuerlicher Höhe im Nichts mit einem kaputten Bus. Wir sollten aussteigen. Wir hatten nicht einmal Handyempfang. Hinter uns kamen noch andere Autos, die einfach an  uns vorbei fuhren. Auch zwei lehre Viehtransporter überholten uns. Wir hatten gehofft, die helfen uns. Der Busfahrer derweil schraubte unverzagt an seinem Gefährt herum. Mal war er unter ihm, mal im Fahrerhaus. Irgendwann kam er mit einem kurzen Gummischlauch und saugte Diesel aus dem Tank in eine Flasche. Dabei bekam er von der ekligen Brühe einen kräftigen Schluck in den Mund. Als ich das sah, bemerkte ich, dass das doch sehr lecker sein würde. Alle, einschließlich er, lachten herzlich:“ Si, rico!“ Nach etwa 45 min hatte er den Bus wieder in Gang gebracht. Der Bus fuhr ohne uns, den kleinen Anstieg nach oben. Wir folgten ihm und konnten dann die Fahrt fortsetzten. So kamen wir gegen 17.30 Uhr in Uyuni an. Wir waren heil froh, diese wilde Fahrt überstanden zu haben. Das Hostel war nicht weit weg, so dass wir das Stück dorthin liefen. Außer einer Mahlzeit gab es an diesem Tag nichts mehr für uns zu tun.
Morgen werden wir uns um eine Tour kümmern.      












           

1 Kommentar:

  1. Abenteuer pur!!!! Wahnsinn! Wir sind gespannt wie Eure Reise weiter geht. Ein schönes Wochenende wünschen wir Euch. Liebe Grüße aus Südafrika!

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